Flagge Grenadas

 

Wenn sich ein Einwohner der Insel Grenada in Carriacou herumtreibt, dann kommt er vom „Mainland“. Für diesen Menschen gilt das eher als Auszeichnung, für die Kayaks von Carriacou sieht das häufig etwas anders aus. Denn für viele steht fest: Vom Unsinn, den irgendjemand irgendwo auf Carriacou anstellt, vom (seltenen) Diebstahl bis hin zu den noch selteneren kriminellen Handlungen, ist immer einer aus Grenada zuständig (oder ein Vinci). Umgekehrt werden die Kayaks von den Einwohnern ihrer Mutterinsel oft veräppelt, sie gelten diesen als provinziell. Die Kayaks kontern derzeit mit Transparenten mit der eindeutigen Forderung: „local government now“. Man lebt auf den Grenadines, jenen Inseln, die sich zwischen Grenada und St. Vincent den Wellen des Atlantik entgegenstellen, wie auf einer Schnur aufgereiht, immer in Sichtweite. Vom Mainland fühlt man sich des öfteren übers Ohr gehauen. Die vielen verwandtschaftlichen und freundschaftlichen Beziehungen zwischen „mainland“ und „sister island“ sind davon selbstverständlich ausgenommen.

So ganz ernst nehmen muss man dies alles also nicht, auch nicht das „weltmännische“ Gehabe einiger „guys“ von Grenada. Denn so richtig ab geht es auf dem Mainland eigentlich nur auf den etwa zehn Kilometern zwischen der Hauptstadt St. George‘s und dem Flughafen, sowie einem kleinen Küstenabschnitt im Süden. Dort befinden sich einige Yachthäfen samt Infrastruktur - Ankerplätze in den geschützten Buchten, dem einen oder anderen Boatyard (Werft), v.a. aber Kneipen -, während die Uferstraße zwischen der Hauptstadt und dem Flughafen abwechselnd große Hotels und kleinere und mittlere Betriebe säumen. Neben dem Maurice Bishop Highway stapeln sich die blauen Bierkäsen der Brauerei Carib, verfällt die Leinwand eines Autokinos, während sich am Grand Anse die Hotels und Einkaufsschuppen drängen.

Ansonsten ist auch Grenada eine eher beschauliche Insel, mit schönen, auch einsamen Stränden - wer will schon dauernd an den Grand Anse? -, Bergen, Regenwald, vielen Wasserfällen (auf die alle Caribbeans sehr stolz sind), kleinen Dörfern und vielen netten Menschen. Und: Im Norden gibt es einen noch aktiven Vulkan! Es lohnt sich also allemal, einen Jeep zu mieten und diese Insel intensiver heimzusuchen.


Damit eine solche Tour gelingt, geben wir hier einige kompakte Informationen. Es gibt viele Seiten im Netz, die mit vielen Details zu Grenada aufwarten, das wollen wir hier nicht wiederholen.

Fotos

 

Grenadas Claim ist „Isle of Spice“. Geworben wird mit der Vielzahl der angebauten Gewürze und der entsprechenden Küche. Zusammen mit der lokalen Kultur bieten sie den idealen Background für einen entspannenden Urlaub für die gestressten Menschen aus den sogenannten civilisized countries.

Die Spice Isle übertreibt nicht: nirgendwo auf diesem Planeten werden in Relation zur Anbaufläche mehr davon geerntet. Grenadas berühmtestes Gewürz kennt man auch in Deutschland: Jede dritte Muskatnuss, mit der unsere gute deutsche Nudelsuppe erst so richtig auf den Geschmack kommt, ist auf Grenada gereift. Diese Nuss hat aber auch noch andere Verwendungen. Im Übermaß genossen, ist sie eine nicht ungefährliche Droge, richtig angewendet, ein Heilmittel, das in Grenada hergestellt wird. Jeder Sportler und Rentner sollte sich bei seinem Besuch unbedingt damit eindecken, denn bei vielen Gebrechen, vom Muskelkater über Hexenschuß bis hin zur Athritis, ist „Nutmed“ ein unschlagbarer Painkiller.

Muskatnuß
Gedenktafel Leapers Hill

Grenada wirbt aber auch mit seinen historischen Sehenswürdigkeiten. Fast zwei Jahrhunderte lang war die Insel ein Zankapfel zwischen den Franzosen und Engländern, bis sich Ende des 18. Jahrhunderts die Briten die Insel endgültig unter den Nagel reißen konnten. Unabhängig wurden die Inseln schließlich am 7. Februar 1974, ein Tag, der jedes Jahr enthusiastisch gefeiert wird. Seither ging es wohl eher auf und ab, einen Hinweis auf die bemerkenswerteste Aufwärtsphase sucht man allerdings in der kurzen Inselgeschichte im offiziellen Touristenprospekt vergeblich: Die Revolution von 1979, als den Insulanern wohl endgültig der Kragen platzte. Auch 1983 bleibt unerwähnt, als Ronald Reagan standesgemäß als ehemaliger Schauspieler in B-Western den Colt zog und diesen „marxistischen“ Umtrieben ein Ende bereitete. Bis heute ist die Revolution aber ein heiß diskutiertes Thema und eine Zeit, die vielen Menschen in besonderer Weise im Gedächtnis geblieben ist als eine Zeit der Hoffnung.

Wer sich für die Geschichte der Insel interessiert, kann nicht nur das sehr liebevoll arrangierte Museum besuchen, sondern auch eine ganze Reihe kolonialer Monumente, v.a. Forts besichtigen. Für einen schlappen US-Dollar kann man die zweitgrößte Muskatnussfabrik besuchen. Man kann den Felsen erklimmen, der den „Caribs“ (jenen Ureinwohner, die wir aus diversen Jugendbuchklassikern fälschlicherweise als Menschenfresser kennen) als Sprungbrett diente, um sich ins Meer zu stürzen, anstatt unter die Knute der französischen Eroberer zu kommen. Den Besuch von „Leapers Hill“ sollte man auf einen Freitag legen, um dann abends im nahegelegenen Dorf Gouyave Fisch in allen Variationen zu genießen. Dass man auch verschiedene Rum-Destillerien besuchen oder betrinken kann, versteht sich von selbst. Auch die Schokoladenfabrik ist einen Besuch wert.

 

Underwater Sculpture Park

Ein Muss ist der Nationalpark „Grand Etang“ mit seinem Kratersee, der umliegende Regenwald wird auch für Wanderungen empfohlen. Ähnliches Vergnügen garantieren auch andere Seen, Regenwaldgebiete und Wasserfälle.

Tauchern wird Grenada als Eldorado empfohlen, die meistbesuchten Tauchplätze liegen im Süden der Insel. Geworben wird u.a. mit dem größten zugänglichen Wrack in der Karibik, der „Bianca C.“, die auch selbstbewusst  „Titanic of the Caribbean“ genannt wird. Die Tauchschulen auf allen Inseln machen Angebote für alle möglichen Sprossen der Taucherkarriere, besucht werden auf Grenada mehr als fünfzig Plätze. Eine besondere Attraktion stellt der „Underwater Sculpture Park“ dar, wenn auch vielleicht nicht für den Freak, weil hier auch schon ein Schnorchel den Ausblick auf dieses einzigartige Kunstprojekt bietet.

Wer es gerne eher über dem Wasser treibt, dem wird Grenada als Ausgangspunkt für einen Segeltörn entlang der Grenadines empfohlen. Es gibt Angebote für Seebären, Anfänger und Hochzeitsreisende. Die Eintrittskarte zu Letzterem kann auch auf Grenada arrangiert werden. Auf den einschlägigen Websites wird genauestens darüber informiert, welche Papiere Heiratswillige dafür von zu Hause mitbringen müssen.

Kratersee Grand Etang

Segelboot

 

Kurz und bündig

Autovermietungen gibt es jede Menge. Allerdings braucht man eine „driver‘s licence“, die man ab dem 21. Lebensjahr bei der Polizei in St. Georges für drei Monate bekommt. Berappen muss man dafür 60 EC-Dollar. Vorlegen muss man dazu einen deutschen Internationalen Führerschein und einen gültigen nationalen Lappen.

Der Carneval wird in Grenada Anfang August gefeiert.

Fahrräder gibt es tatsächlich auch zu mieten, vielleicht sollte man sich aber mehrere Halterungen für Trinkflaschen mitbringen.

Fische fangen kann man auf Grenada ebenfalls (und was für welche, zumindest wenn man einen Trip zum Hochseefischen bucht).

Die Geschäfte haben offiziell geöffnet von 8 bis 16 Uhr.

Wirklich giftige Pflanzen und Tiere gibt es auch auf Grenada nicht. Offiziell gewarnt wird vor Kokospalmen, weil die Nüsse tatsächlich auch einmal runterfallen können, und die sind richtig hart. Vor Moskitos sollte man sich schützen, auch wenn die spezielle Art, die die berüchtigten Dengue-undChikungunya-Viren verbreitet, nicht an jeder Ecke herumsirrt. Es empfiehlt sich, eine Portion Autan mitzubringen, wobei die „Tropical“-Variante der Eigenmarke vom DM-Markt deutlich billiger und genauso wirksam ist. Letzteres gilt auch für die Sprays, die es in jedem Supermarkt auf Grenada gibt. Gewarnt wird auch vor dem „centipede“, einem Hundertfüßler. Sein Biß ist recht schmerzhaft, aber nicht wirklich gefährlich - „painful but not lethal“. In den Apotheken gibt es Tabletten und Salben gegen die Schwellungen. Die kleinen gelben Äpfelchen am Strand sollte man liegen lassen und auch nicht pflücken, wenn man keinen Wert darauf legt, ein Loch in den Magen geätzt zu bekommen. Wenn es regnet, sollte man schleunigst aus dem Schatten dieser schönen Bäume - Manchineel - verschwinden. Ein Freund saß einmal drei Tage im Kühlschrank, um die Verätzungen zu kühlen, die er sich bei einem Nickerchen am Strand eingehandelt hatte.

Ansonsten gilt einfach: Vorsicht! Was man nicht kennt, auch nicht befingern, über und unter Wasser. Es gibt z.B. auch eine Pflanze, gegen die die gute alte deutsche Brennnessel geradezu ein Witz ist. Aber wie gesagt, nichts ist letal.

Auf Knigge wird einigermaßen Wert gelegt. Sich in der Badehose oder im Bikini-Oberteil in der Stadt rumzutreiben, wird nicht gern gesehen. Auch am Strand geht es eher züchtig zu. Erwartet wird eine vollständige Badebekleidung, auch wenn jetzt niemand unbedingt sofort die Polizei ruft. Nackt kann man sich allerhöchstens nachts an abgelegenen Strandabschnitten mal ins Wasser werfen.

Medizinisch versorgt wird man in Grenada von Gesundheitszentren. Als Ausländer wird man aber wohl einer Arztpraxis den Vorzug geben und die Rechnung bezahlen, zumal die sich sowieso in Grenzen hält. Wenn es ganz hart kommt, gibt es in der Hauptstadt ein größeres Krankenhaus, allerdings gibt es auch eine Reihe von kleineren, privaten Kliniken, wo man in der Regel wohl besser aufgehoben ist.

Der Transport funktioniert in Grenada genauso wie in Carriacou. Vieles ist aber ein bisschen größer: manche Busse und die zentralen Busstationen. In den „Ballungsgebieten“ nimmt es die Polizei ein wenig ernster mit den Busstationen, nicht jeder Fahrer hält, wenn man auf offener Strecke winkt. Taxis gibt es natürlich auch. Die Preise sind festgelegt, wir haben noch nie einen Fahrer kennen gelernt, der nicht korrekt war.

Geführte Wanderungen werden ebenfalls angeboten. Man sollte es nicht unterschätzen, man kann sich auch auf so kleinen Inseln verlaufen. Und wenn man erst einmal im Busch feststeckt, ringsherum Dornengestrüpp, dann kann es richtig übel werden.

Das Wasser in Grenada hat eine gute Qualität, was aus dem Rohr kommt, kann problemlos getrunken werden. Abseits vom Schuss kommt es allerdings aus der Zisterne und dann kommt es auf die Pflege an. Wer auf Nummer Sicher gehen will, kauft sich sein Quellwasser im Supermarkt.

 

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